Veranstaltung: | 3. Mitgliederversammlung 2025 |
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Tagesordnungspunkt: | 3 Abstimmung des GJ-Kommunalwahlprogramms |
Antragsteller*in: | Lilli Grosch, Lars Mantel |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 29.09.2025, 17:57 |
A4: Kommunalwahlprogramm der GRÜNEN JUGEND Würzburg 2026
Antragstext
Kommunalwahlprogramm der GRÜNEN JUGEND Würzburg
2026
Die Kommunalwahl 2026 ist entscheidend für die Zukunft von Stadt und Landkreis
Würzburg. In den kommenden Jahren müssen wir zentrale Weichen stellen, um unsere
Region sozial gerecht, ökologisch und zukunftsfähig zu gestalten. Dafür braucht
es mutige Veränderungen: von konsequentem Klima- und Umweltschutz über
nachhaltige, geschlechtergerechte Mobilität bis hin zu bezahlbarem Wohnraum für
alle.
Wir, die GRÜNE JUGEND Würzburg, wollen, dass junge Menschen endlich
mitentscheiden und mitgestalten – denn es geht um unsere Lebensrealität und
unsere Zukunft. Unsere Generation wird bislang in der Kommunalpolitik oft
übersehen. Das ändern wir! Mit unserem Programm setzen wir uns für echte
Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und eine lebenswerte Region für alle ein.
Dafür kämpfen wir bei der Kommunalwahl 2026 und darüber hinaus.
KLIMA-, UMWELT- UND NATURSCHUTZ
Im Bereich des Umwelt-, Klima- und Naturschutzes wollen wir sowohl im Landkreis
als auch in der Stadt Würzburg substanzielle Verbesserungen bewirken, um unsere
Lebensqualität zu erhalten und zu steigern. Dabei ist uns besonders wichtig,
dass Klimaschutz sozial gerecht gestaltet wird:
Alle Menschen sollen von einer gesunden Umwelt, sauberer Luft und lebenswerten
Städten profitieren. Sozialer Klimaschutz bedeutet für uns, ökologische
Maßnahmen immer mit sozialer Teilhabe und Gerechtigkeit zu verbinden.
Energie und klimaneutrale Versorgung
Die kommunale Wärmeplanung zeigt bereits heute konkrete Wege in eine
klimaneutrale Energieversorgung für Würzburg auf. Unser Ziel ist eine
vollständig klimaneutrale Versorgung von Stadt und Landkreis.Deshalb setzen wir
uns ein für:
- die konsequente Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung und eine
klimaneutrale Energieversorgung für alle Bürger*innen.
- den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien in der Region, insbesondere
durch Photovoltaik, Solarthermie und Windkraft.
- die Verpflichtung der Stadtwerke Würzburg, weiterhin konsequent auf 100 %
Ökostrom zu setzen und den Anteil tatsächlich regional erzeugten Ökostroms
weiter zu erhöhen, um die Energiewende vor Ort aktiv zu unterstützen.
- die vollständige Umstellung der Stadtverwaltung auf klimaneutrale Energie
und das Ziel, bis spätestens zum Ende der Legislaturperiode
Klimaneutralität zu erreichen.
- die Unterstützung von Bürgerenergiegenossenschaften zur Rekommunalisierung
der Energiewirtschaft.
- dass die Stadt Würzburg kein Geld mehr in Kohle-, Erdöl- und
Erdgasunternehmen investiert und bestehende Investments schnellstmöglich
abzieht.
Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz
Nachhaltigkeit, Ressourcenschutz und soziale Gerechtigkeit sollen im Alltag für
alle Menschen in Würzburg und Umgebung spürbar werden. Deshalb setzen wir uns
für eine lebenswerte und ressourcenschonende Region ein, in der alle Zugang zu
sauberem Trinkwasser haben.
Wir fordern:
- den Ausbau öffentlicher Trinkwasserbrunnen im gesamten Stadtgebiet, um den
Zugang zu kostenlosem, sauberem Wasser für alle zu sichern.
- die konsequente Förderung von Mehrwegverpackungen bei To-Go-Angeboten. Die
Stadt Würzburg und das Studierendenwerk unterstützen bereits
Mehrwegsysteme (z.B. RECup). Wir wollen diese ausbauen und bei städtischen
Veranstaltungen sowie auf Märkten und Festen verbindlich auf
Mehrweglösungen setzen, um Einwegplastik zu reduzieren.
- ein städtisches Foodsharing-System, das Lebensmittelverschwendung
reduziert und soziale Teilhabe stärkt.
Gewässerschutz
Gerade im trockenen Unterfranken ist der Schutz von Gewässern und Trinkwasser
besonders wichtig. Wiederholtes Fischsterben in Pleichach und Kürnach zeigen den
dringenden Handlungsbedarf. Regenrückhaltebecken müssen vergrößert und besser
gesichert werden, ungeklärtes Abwasser darf in keine Gewässer gelangen.
Wir wollen naturnahe Bachläufe mit wertvollen Uferzonen und Aufenthaltsbereichen
für Mensch und Natur schaffen, um Artenvielfalt und Wasserqualität zu sichern.
Deshalb fordern wir:
- die konsequente und umfassende Freilegung sowie Renaturierung der
Pleichach im Stadtgebiet Würzburg, insbesondere im Bahnhofsbereich.
Bereits begonnene Maßnahmen müssen zügig fortgesetzt und auf weitere
Abschnitte ausgeweitet werden.
- die Rehabilitierung des Fischbestandes in unseren Bächen. An Gewässern wie
Aalbach und Tauber wollen wir durch die Schaffung von Randstreifen den
Gewässerschutz stärken. Am Main sollen weitere Rückzugsorte für Tiere an
der Bundeswasserstraße geschaffen werden.
- den Stopp des geplanten Gipsabbaus in Altertheim, um die
Trinkwasserversorgung in Stadt und Landkreis Würzburg zu sichern, die
Biodiversität langfristig zu schützen und Profitinteressen nicht über
unsere Lebensgrundlagen zu stellen.
- das städtische Förderprogramm für Zisternen in Privathäusern langfristig
zu sichern und auszubauen. Alle städtischen Neubauten sind künftig mit
Zisternen zur Regenwassernutzung auszustatten. Für bestehende Gebäude ist
zeitnah ein Nachrüstkonzept umzusetzen, um die Regenwassernutzung im
gesamten Stadtgebiet systematisch zu stärken.
Flächenversiegelung verringern
Die zunehmende Flächenversiegelung stellt auch im Landkreis Würzburg eine
ernsthafte Bedrohung für Umwelt und Lebensqualität dar. Versiegelte Flächen
verhindern die natürliche Versickerung von Regenwasser, erhöhen das Risiko von
Überschwemmungen und zerstören wertvolle Lebensräume.
Deshalb setzen wir uns ein für:
- die weitreichende Entsiegelung von Flächen in Stadt und Landkreis
Würzburg.
- ein klares Nein zum Bau neuer Supermärkte „auf der grünen Wiese“ im
gesamten Stadtgebiet.
- den Rückbau der vierspurigen Versbacher Straße auf zwei Spuren im
Stadtgebiet Würzburg, um Raum für Grünflächen sowie nachhaltige Mobilität
zu schaffen.
Arten- und Naturschutz
Der Schutz von Artenvielfalt und natürlichen Lebensräumen ist eine zentrale
Aufgabe für den Landkreis und die Stadt Würzburg. Nur durch aktiven Naturschutz
können wir die Grundlagen für ein gesundes Ökosystem und eine lebenswerte Umwelt
sichern.
Deshalb fordern wir:
- den Schutz des Ringparks und bestehender Bäume in Würzburg.
- die Pflanzung neuer Bäume, insbesondere in der Innenstadt, um der
Überhitzung im Klimawandel entgegenzuwirken.
- den sofortigen Stopp der Rodungen in Thüngersheim, um irreversible Schäden
an Natur und Grundwasser zu verhindern.
- die Wiederherstellung des Naturschutzgebiets im Taubertal durch gezielte
Maßnahmen, um wertvolle Lebensräume zu erhalten und zu fördern.
MOBILITÄT
In Stadt und Landkreis Würzburg braucht es eine klare Wende in der
Mobilitätspolitik. Das Auto hat noch immer zu viel Vorrang, während Radwege und
ÖPNV oft vernachlässigt werden. Besonders im Landkreis sind viele – selbst
stadtnahe - Gemeinden schlecht an Würzburg angebunden, und das Fahrrad wird eher
als Freizeitgerät angesehen.
Wir setzen uns für eine sozial- und geschlechtergerechte Mobilität ein. Das
bedeutet sichere, gut beleuchtete und barrierefreie Wege, die den Bedürfnissen
aller Menschen gerecht werden. Mobilität soll für alle sicher, bezahlbar und
zugänglich sein – zum Schutz des Klimas und für mehr Lebensqualität.
Öffentlicher Personennahverkehr
Ein leistungsfähiger, sozial gerechter und moderner ÖPNV ist die Grundlage für
eine nachhaltige Mobilitätswende in Stadt und Landkreis Würzburg. Trotz
einzelner Fortschritte gibt es weiterhin große Lücken im Angebot, in der Taktung
und bei der Barrierefreiheit.
Deshalb fordern wir:
- eine noch engere Zusammenarbeit und den konsequenten Ausbau von Bus- und
Straßenbahnnetz zwischen Stadt und Landkreis, um ein durchgängiges,
attraktives Angebot zu schaffen, das bestehende Lücken schließt.
- die zügige Realisierung der Straßenbahnlinie 6 bis ans Hubland in der
kommenden Legislaturperiode sowie die perspektivische Verlängerung nach
Gerbrunn und die Schaffung einer Querspange vom Sanderring zur neuen Linie
6.
- den nutzer*innenfreundlichen Umbau des Straßenbahnhalts Bahnhofsvorplatz
zu einer Mobilitätsdrehscheibe.
- den Beginn des Planfeststellungsverfahrens für eine Straßenbahn in die
Lindleinsmühle und nach Versbach spätestens bis 2028.
- langfristig neue Straßenbahnlinien nach Höchberg und Zell/Margetshöchheim.
- einen flächendeckenden 10-Minuten-Takt für alle Straßenbahnlinien von 6
bis 20 Uhr, da dieser bislang nur auf den Hauptachsen gilt, sowie einen
durchgehenden 20-Minuten-Takt von 20 bis 24 Uhr.
- einen Stundentakt für alle Gemeinden im Landkreis von 6 bis 24 Uhr, einen
Halbstundentakt für stadtnahe und den Ausbau von Rufbussen in stadtfernen
Gemeinden.
- die bessere Einbindung der Gemeinden ins Nachtbussystem der Stadt und die
Einführung spezieller Nachtbusangebote für das Umland.
- Fahrpläne, die sich an Schulschlusszeiten orientieren, und eine bessere
Abstimmung der Abfahrtszeiten von Bus und Straßenbahn mit der Deutschen
Bahn.
- die jährliche Veröffentlichung von Pünktlichkeitsberichten durch die
Verkehrsgesellschaften APG und VVM.
- flächendeckende Barrierefreiheit und WLAN in allen Fahrzeugen und
Haltestellen sowie den beschleunigten Ausbau dynamischer
Fahrgastinformationen.
- Klimatisierung aller Busse sowie Straßenbahnen.
- die vollständige Integration des regionalen ÖPNV in die Bahn-App (DB
Navigator) durch eine API-Schnittstelle, damit Ticketkauf und
Fahrplanauskunft für Würzburg nahtlos über eine zentrale App möglich
werden.
- kostenlose ÖPNV-Nutzung für Menschen unter 18 Jahren und ein stark
vergünstigtes Ausbildungsticket für die gesamte Region, idealerweise nach
dem Vorbild des 9-Euro-Tickets.
- mindestens drei Samstage pro Jahr mit kostenlosem ÖPNV im gesamten
Stadtgebiet, damit die Vorteile einer autoarmen Stadt erlebbar werden.
- langfristig einen kostenlosen ÖPNV für den NVM.
Radverkehr
Ein sicheres, attraktives und durchgängiges Radwegenetz ist zentral für die
nachhaltige Mobilitätswende in Stadt und Landkreis Würzburg. Trotz einzelner
Fortschritte gibt es weiterhin große Defizite beim Ausbau, bei der Qualität und
bei der Vernetzung der Radinfrastruktur.
Deshalb fordern wir:
- den konsequenten und flächendeckenden Ausbau von geschützten Radwegen
(Protected Bike Lanes) statt einfacher Schutzstreifen, insbesondere an
Hauptverkehrsstraßen.
- ein lückenloses, beleuchtetes Radschnellwegenetz zur Anbindung der
stadtnahen Gemeinden sowie die Umwandlung der Main-Touristenradwege in
durchgängige Radschnellwege.
- eine konsequente Instandhaltung des Radwegenetzes und den Rückbau
unnötiger Poller und Hindernisse, die insbesondere Lastenräder behindern.
- die Optimierung von Ampelschaltungen und Kreuzungen im Sinne des
Radverkehrs, um Wartezeiten und Gefahrenstellen zu reduzieren.
- die kostengünstigere Ausleihe von Lastenrädern in der Stadt Würzburg.
- die dauerhafte Neuauflage und ausreichende Finanzierung des städtischen
Förderprogramms für den Kauf von Lastenrädern, damit mehr Menschen
klimafreundliche und familienfreundliche Transportmöglichkeiten nutzen
können.
Autoverkehr
Die Menge motorisierte Fahrzeuge in Würzburg stellt ein zentrales Problem für
Lebensqualität, Klimaschutz und Flächengerechtigkeit dar. Deshalb fordern wir
eine konsequente Reduzierung des Autoverkehrs in der Stadt und eine Umverteilung
des öffentlichen Raums zugunsten nachhaltiger Mobilitätsformen sowie attraktiver
Freizeit- und Aufenthaltsflächen für alle Menschen.
Deshalb fordern wir:
- dass der Bischofshut in der Würzburger Innenstadt mittelfristig
vollständig autofrei wird. Ausnahmen sollen nur für Anwohner*innen,
Menschen mit Behinderung, Pflegekräfte, Lieferverkehr sowie Menschen mit
gesundheitlichen Einschränkungen gelten.
- einen autofreien Mainkai, um die Aufenthaltsqualität am Fluss zu steigern.
- die Einrichtung von Park-and-Ride-Parkplätzen an den Stadträndern mit
möglichst geringer zusätzlicher Flächenversiegelung, um den Umstieg auf
den ÖPNV zu erleichtern.
- den sukzessiven Rückbau von Oberflächenparkplätzen in der Bischofshut, um
Platz für Grünflächen, Rad- und Fußverkehr zu schaffen.
- eine Erhöhung der Parkgebühren im Bischofshut, wobei die zusätzlichen
Einnahmen gezielt für günstigere ÖPNV-Tickets verwendet werden sollen.
- neue Car-Sharing-Stationen auf bereits bestehenden Parkflächen, um den
Umstieg auf geteilte Mobilität zu fördern.
- dass die Stadt Würzburg sich für die konsequente Kontrolle des
Durchfahrtsverbots für auswärtigen Schwerlastverkehr auf dem Stadtring
einsetzt, sowie langfristig für Tempo 30 auf diesem Abschnitt.
- weiterhin die Ablehnung des Baus der B26n im Landkreis Würzburg.
Geschlechtergerechte Mobilität
Mobilität muss die Lebensrealitäten und Bedürfnisse aller Menschen
berücksichtigen. Bisher orientiert sich die Verkehrsplanung meistens an
männlichen
Erwerbsarbeitswegen und vernachlässigt Sorgearbeit, Wegeketten und
Sicherheitsbedürfnisse von FINTA*-Personen (Frauen, intergeschlechtliche, nicht-
binäre, trans und agender Personen) und anderen marginalisierten Gruppen.
Deshalb fordern wir:
- dass sich der ÖPNV nicht nur an männlichen Erwerbsarbeitswegen ausrichtet,
sondern konsequent Gender- und Diversitätsperspektiven in alle
Mobilitätsplanungen einbezieht.
- den Ausbau von sicheren, beleuchteten und barrierefreien Wegen.
- einen ÖPNV, der komplexe Wegeketten und flexible Mobilitätsbedürfnisse
ermöglicht – etwa durch dichte Taktung und gute Umsteigemöglichkeiten.
- die Einführung eines Nacht-Taxi-Angebots (zum Beispiel nach Münchner
Vorbild): FINTA* Personen sollen nachts Gutscheine für vergünstigte
Taxifahrten erhalten, um sicher nach Hause zu kommen
WOHNEN
Wohnen ist ein Grundrecht – und die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe
und ein selbstbestimmtes Leben. Doch in Würzburg wird bezahlbarer Wohnraum
zunehmend zur Mangelware. Besonders hart trifft das Mieter*innen, Studierende,
Auszubildende und Menschen mit geringem Einkommen. Wir setzen uns für eine
soziale, gerechte und nachhaltige Wohnungspolitik ein, die den Bedürfnissen
aller statt der Profite weniger dient.
Bezahlbarer Wohnraum
Der verfügbare Wohnraum in Würzburg wird immer knapper, die Mietpreise steigen
weiter. Wir setzen uns für eine soziale Wohnungspolitik ein, die allen Menschen
ein bezahlbares Zuhause ermöglicht.
Deshalb fordern wir:
- die Einführung eines qualifizierten, städtischen Mietspiegels, der
gemeinsam mit Mieter*innen- und Vermieter*innenorganisationen erarbeitet
wird und energetische Aspekte berücksichtigt.
- die konsequente Anwendung und Kontrolle der Mietpreisbremse, insbesondere
in angespannten Stadtteilen wie Sanderau oder Grombühl, wo die Mieten
besonders stark steigen.
- die gezielte Förderung von bezahlbarem Wohnraum durch die Stadtbau
Würzburg GmbH, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen, Familien
und Alleinerziehende, durch ein jährliches Neubauziel von mindestens 150
Sozialwohnungen.
- Die konsequente Verfolgung von überhöhten Mieten nach §5
Wirtschaftsstrafgesetzbuch (Mietwucherparagraf).
Sozialer und nachhaltiger Wohnungsbau
Um den Bedarf an Wohnraum zu decken, braucht es mehr gemeinwohlorientierten
Neubau und Sanierung.
Deshalb fordern wir:
- die Modernisierung und den Erhalt bestehender Sozialwohnungen,
insbesondere durch energetische Sanierung und barrierefreien Umbau, um
Nebenkosten zu senken und den Klimaschutz zu stärken.
- die konsequente Förderung von ökologischen Standards (mindestens KfW-55-
Standard) und erneuerbaren Energien bei allen Neubau- und
Sanierungsprojekten.
- die Schaffung von neuem bezahlbarem Wohnraum im Faulenbergareal.
Studierenden- und Auszubildendenwohnen
Studierende und Auszubildende sind besonders von der Wohnungsnot betroffen,
gerade zum Semester- und Ausbildungsstart fehlen regelmäßig hunderte Plätze.
Deshalb fordern wir:
- eine gezielte Ausbauoffensive für Studierendenwohnheime in Kooperation mit
dem Studierendenwerk und weiteren Trägern, mit dem Ziel, bis 2030
mindestens 1.000 neue Wohnheimplätze zu schaffen.
- die Grünmdung und Etablierung eines Azubiwerks, das die Wohnsituation für
Auszubildende explizit koordiniert und gestaltet.
- die Bereitstellung städtischer Flächen für neue Wohnheime, die explizit
auch Auszubildenden zur Verfügung stehen.
- die Modernisierung und den Erhalt bestehender Wohnheime, um günstige und
zeitgemäße Wohnmöglichkeiten für Studierende und Auszubildende zu sichern.
Vielfalt, Inklusions und Leerstand
Wohnen muss für alle möglich sein – unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht
oder Einschränkungen.
Deshalb fordern wir:
- die Förderung von sozial durchmischten und inklusiven Wohnquartieren, z.B.
durch Unterstützung von Mehrgenerationen- und gemeinschaftlichen
Wohnprojekten.
- Barrierefreiheit als Standard bei allen Bauvorhaben.
- die konsequente Erfassung und Nutzung von Leerstand, etwa durch ein
städtisches Leerstandskataster und die Einführung einer
Zweckentfremdungssatzung, um spekulativen Leerstand zu verhindern und
Wohnraum zurückzugewinnen.
SOZIALES MITEINANDER
Ein solidarisches und vielfältiges Miteinander ist die Grundlage für eine
lebenswerte Stadt. Würzburg steht vor großen sozialen Herausforderungen – von
steigenden Mieten über Diskriminierung bis hin zu fehlenden
Beteiligungsmöglichkeiten. Um diese zu meistern, braucht es klare, verbindliche
und partizipative Maßnahmen, die alle Menschen einbeziehen und benachteiligte
Gruppen besonders stärken.
Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit
Gleichstellung stellt die Lebensrealitäten marginalisierter Gruppen,
insbesondere FINTA* (Frauen, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen),
in den Mittelpunkt der Stadtpolitik. Diskriminierung und Ausschlüsse im Alltag
und bei Ressourcen müssen konsequent bekämpft werden.
Deshalb fordern wir:
- Entwicklung und Umsetzung eines Gender-Budgeting-Konzepts für den
städtischen Haushalt mit jährlicher Fortschrittsberichterstattung durch
die Gleichstellungsstelle Würzburg.
- Verbindliche Gleichstellungsquoten bei der Besetzung von
Führungspositionen.
- Förderung von Projekten zur Gleichstellung aller Geschlechter, mit
besonderem Fokus auf FINTA*-Personen, unter aktiver Einbindung dieser.
- Sensibilisierung und verpflichtende Fortbildung der Stadtverwaltung zu
geschlechterneutraler Sprache und diskriminierungsfreier
Verwaltungspraxis.
Integration und interkulturelles Zusammenleben
Würzburg ist eine vielfältige Stadt mit Menschen aus über 150 Ländern.
Integration ist ein wechselseitiger Prozess, der gleiche Rechte, Abbau von
Barrieren und aktive Teilhabe für alle ermöglicht.
Deshalb fordern wir:
- sofortigen Zugang zu Sprachkursen und Bildung für Migrant*innen,
unabhängig vom Aufenthaltsstatus.
- Ausbau und finanzielle Förderung von Migrant*innen-Selbstorganisationen
und interkulturellen Begegnungsprojekten.
- Mehrsprachige und barrierefreie städtische Informationen und Angebote,
z.B. bei Verwaltung, Gesundheit und Bildung.
- Einrichtung einer unabhängigen kommunalen Antidiskriminierungsstelle als
Anlaufstelle für Betroffene von Rassismus.
- Interkulturelle Öffnung von Verwaltung, Schulen und Kitas durch
verpflichtende Fortbildungen und mehr Diversität im Personal.
Armutsbekämpfung
Armut schränkt Teilhabe, Bildung und Lebensqualität ein. Besonders betroffen
sind Alleinerziehende, ältere Menschen, Familien mit geringem Einkommen,
Geflüchtete und wohnungslose Menschen.
Deshalb fordern wir:
- Entwicklung eines städtischen Aktionsplans zur Prävention und Bekämpfung
von Armut und Wohnungslosigkeit mit Housing-First-Ansatz und sozialer
Begleitung.
- Ausbau niedrigschwelliger Beratungs- und Unterstützungsangebote.
- Förderung von Integrationsprojekten mit Fokus auf Bildung, Sprachförderung
und Arbeitsmarktintegration.
- Verbesserung der sozialen Infrastruktur durch Quartiersmanagement und
Familienzentren.
Queeres Leben
LGBTQ*-Personen sind auch in Würzburg weiterhin von Diskriminierung, Gewalt und
Ausgrenzung betroffen, insbesondere queere Geflüchtete und Jugendliche. Es
braucht gezielte Maßnahmen, um Schutz, Sichtbarkeit und Teilhabe für alle zu
gewährleisten und queerfeindlicher Gewalt und Diskriminierung wirksam zu
begegnen.
Deshalb fordern wir:
- die Entwicklung und Umsetzung eines städtischen Aktionsprogramms gegen
queerfeindliche Gewalt und Diskriminierung, inklusive Prävention, Beratung
und konsequenter Strafverfolgung queerfeindlicher Straftaten.
- die Einrichtung und Förderung von Schutzräumen für besonders vulnerable
Gruppen, insbesondere LGBTQ*-Geflüchtete und queere Jugendliche, etwa
durch separate Unterbringungsmöglichkeiten.
- die bestehende Unterstützung des Christopher Street Day (CSD) durch die
Stadt Würzburg weiter auszubauen, insbesondere durch verstärkte
Öffentlichkeitsarbeit, inklusive Angebote und stärkere Einbindung
marginalisierter Gruppen
- die Schaffung und Förderung sicherer und queerer Räume in Würzburg, z.B.
durch Treffpunkte, Beratungsstellen und Sensibilisierung von Verwaltung
und Polizei.
- die Stärkung queerer Bildungsarbeit an Würzburger Schulen und in der
Jugendarbeit, um Vorurteile abzubauen und Sensibilität und Akzeptanz zu
fördern.
Jugendbeteiligung
Junge Menschen brauchen Räume, Strukturen und Formate, in denen sie ihre
Interessen wirksam vertreten und das Stadtleben aktiv mitgestalten können.
Beteiligung auf Augenhöhe stärkt Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Deshalb fordern wir:
- die Einführung von Jugendparlamenten und Jugendräten im Stadt- und
Landkreis Würzburg, orientiert an den Qualitätsstandards des Dachverbands
Bayerischer Jugendvertretungen (DVBJ), um echte Mitbestimmung zu
gewährleisten.
- die regelmäßige Durchführung von Jugendhearings, Beteiligungshaushalten
und Jugendforen, damit junge Menschen ihre Anliegen direkt einbringen
können.
- den Ausbau von Freizeit-, Kultur- und Bildungsangeboten für Jugendliche.
- die gezielte Förderung von Projekten, die junge Menschen in
gesellschaftliche und politische Prozesse einbinden und ihnen
Verantwortung übertragen.
Dritte Orte
Dritte Orte – also offene, niedrigschwellige Begegnungsräume ohne Konsumzwang
jenseits von Zuhause und Arbeitsplatz – sind unerlässlich für gesellschaftlichen
Zusammenhalt, kreative Entfaltung und soziale Teilhabe. In Würzburg fehlt es an
ausreichend solchen Räumen, die generationenübergreifend, kulturell vielfältig
und sozial offen sind – und die von den Menschen vor Ort aktiv mitgestaltet
werden können.
Deshalb fordern wir:
- die Förderung und den Ausbau von konsumfreien Dritten Orten wie
Nachbarschaftscafés, Gemeinschaftsgärten, Stadtteilzentren, Makerspaces
und offenen Lernorten in allen Stadtteilen – unter aktiver Beteiligung der
Nutzer*innen.
- die kreative Gestaltung des öffentlichen Raums: mehr Street Art,
Wandbegrünung, Spielplätze und öffentliche Sitzgelegenheiten.
- den Ausbau einer flächendeckenden, kostenfreien digitalen Infrastruktur
(WLAN) an öffentlichen Plätzen.
- die gezielte Unterstützung von Initiativen, die generationsübergreifende
und interkulturelle Begegnungen ermöglichen.
- regelmäßige Bedarfsanalysen und Evaluation der bestehenden Angebote, um
die Wirksamkeit und den Bedarf an Dritten Orten kontinuierlich zu
überprüfen.
Begründung
Beschlossen vom GJ-Kommunalwahlteam am 26.09.2025
Änderungsanträge
- Ä1 (Lilli Grosch (KV Würzburg-Stadt), Eingereicht)
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